„Schwarzer Sheriff“: Ursprung und politische Metapher erklärt

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„Schwarzer Sheriff“: Ursprung und politische Metapher erklärt

„Schwarzer Sheriff“: Ursprung und politische Metapher erklärt

Wenn in der Presse von einem „Schwarzen Sheriff“ die Rede ist, geht es selten um einen realen Uniformträger. Vielmehr steht die Formulierung für ein bestimmtes Politikverständnis: kompromisslos und durchgreifend. Gemeint sind Persönlichkeiten, die mit harten Maßnahmen auf Kriminalität, Migration oder innere Sicherheit reagieren. Der Begriff suggeriert Law-and-Order-Rhetorik und das demonstrative Signal: Hier wird aufgeräumt.

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Seinen Ursprung hat der Begriff in München. Genauer gesagt, stammt der Begriff offenbar aus der in den 1970er-Jahren von Carl Wiedmeier gegründeten Sicherheitsfirma Ziviler Sicherheitsdienst (ZSD). Ein Name, der in Bayern über Jahrzehnte für ein ganz eigenes Verständnis von Sicherheit stand. Uniformierte Wachen in schwarzen Lederjacken, mit Mützen, Abzeichen und martialischem Auftreten. Ganz bewusst wie amerikanische Cops inszeniert.

Jens Spahn, Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, posiert fuer ein Foto. Berlin, 21.05.2025.

Die Zahl illegaler Migranten solle auf null sinken, sagt der neue Unionsfraktionschef Jens Spahn. Die Regierung werde nicht zusehen, wie die Stimmung im Land kippt. Im Bürgergeld sieht der Konservative sozialen Sprengstoff.

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Wiedmeier, Kampfsportler und Unternehmer, rekrutierte seine Sicherheitsleute direkt aus seinen Kampfsportschulen. Karate, Judo, Ken-Jitsu – auf dem Papier waren sie entsprechend ausgebildet. In der Praxis oft übermotiviert. Der ehemalige Münchner Polizeipräsident Manfred Schreiber sprach damals vom „cowboyartigen Gehabe“ und kritisierte die „pseudopolizeiliche Aufmachung“, wie der „”Spiegel" 1975 berichtet. Doch genau das verschaffte dem ZSD Aufmerksamkeit. Und Aufträge.

„Schwarzer Sheriff“ vor der ZSD-Zentrale im Olympiapark in München.

„Schwarzer Sheriff“ vor der ZSD-Zentrale im Olympiapark in München.

Quelle: IMAGO / HRSchulz

Die „Schwarzen Sheriffs“, wie die Sicherheitskräfte dann genannt wurden, bewachten das Olympische Dorf in München, die Kernkraftwerke Isar I und II, patrouillierten durch die Münchner U-Bahn. Sie sollten Präsenz zeigen – und taten es. Nicht selten über das Maß hinaus. Schon in den 1980ern geriet der ZSD wegen Übergriffen in die Kritik. Immer wieder wurde über Handgreiflichkeiten, Einschüchterungen und Gewalt berichtet.

Die „Schwarzen Sheriffs“ verschwanden nicht aus dem kollektiven Gedächtnis. Im Gegenteil: Der Begriff wurde zur Metapher. Für hartes Durchgreifen, manchmal auch für überzogene Härte, jedenfalls für Law-and-Order-Politik. Heute ist er fester Bestandteil der politischen und medialen Sprache – meist als Zuschreibung für Politiker mit einem besonders harten Kurs in Sicherheitsfragen.

Das ist es wohl auch, was der neue Unions-Fraktionschef Jens Spahn vor Augen hatte, als er nun im RND-Interview CSU-Innenminister Alexander Dobrindt für eine rigidere Grenzpolitik lobte und erklärte: „Er ist jetzt Deutschlands schwarzer Sheriff.“

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In der Vergangenheit waren es eher Journalisten, die die Bezeichnung an Politiker anhefteten. Dabei schwingen oft Kritik und Anerkennung gleichermaßen mit.

Auch politische Gegner greifen gerne zu dieser Vokabel, um Konkurrenten in ein bestimmtes Licht zu rücken. Wer als „Schwarzer Sheriff“ bezeichnet wird, steht schnell im Verdacht, Macht über Maß einzusetzen.

Prominente Träger dieses Labels gibt es viele. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) wurde wiederholt als „Schwarzer Sheriff“ bezeichnet – besonders, wenn er mit verschärften Polizeigesetzen oder Abschiebemaßnahmen Schlagzeilen machte. Auch Altpolitiker wie Wolfgang Schäuble (CDU) oder Manfred Kanther (CDU) erhielten dieses Etikett.

Was bleibt, ist ein Begriff mit zwei Seiten. Einerseits vermittelt er das Bild eines resoluten Ordnungshüters. Andererseits warnt er vor einem Sicherheitsverständnis, das Grenzen ausreizt. Der „Schwarze Sheriff“ ist zur politischen Metapher geworden – mit klarer Botschaft und langem Schatten.

rnd

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